Die Dachbegrünung schafft nicht nur Lebensraum für Insekten, sondern hat auch positive Auswirkungen auf das Mikroklima und die mögliche Senkung der Heiz- bzw. Energiekosten. Umwelt- und klimafreundliches, nachhaltiges Bauen ist längst kein neuer Trend mehr, sondern längst fester Bestandteil moderner Immobilienprojekte. Zudem tragen begrünte Dächer zur Senkung der Heiz- und Energiekosten bei. Sie sind damit nicht nur optisch schön anzuschauen, sondern tragen so auch aktiv zum Klima-, Arten- und Umweltschutz bei – eine Win-win-win-Situation.
Wie genau Dachbegrünungen funktionieren, ob sie umsetzbar auf dem hauseigenen Dach sind und was Installation und Wartung kostet, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
- Pflanzen auf den Dächern helfen beim Ausgleich von Temperaturextremen, erhöhen die Luftfeuchtigkeit, vermindern Rückstrahlungen und können Kanäle und Gewässer entlasten.
- Bei Dachbegrünungen wird zwischen extensiven und intensiven Bepflanzungen unterschieden. Extensive Bepflanzungen bestehen aus flächendeckenden Pflanzen, wie Moos oder Gräser. Intensive Gründächer werden oft auch Dachgärten genannt, da hier auch Bäume, Rasenflächen oder sogar Teiche angelegt werden.
- Bewohner:innen können für die Bepflanzung ihres Dachs teils staatliche Zuschüsse erhalten. Daher sollte vorher immer recherchiert werden, welche Förderungsmittel in der zuständigen Kommune beantragt werden können.
- Wenn Bewohner:innen selbst ein extensives Gründach anlegen, sollte mit 25 – 50 €/m² gerechnet werden. Intensive Begrünungen liegen oft bei 50 – 100 €/m².
Grundlagen der Dachbegrünung
Eine Dachbegrünung, oder auch Gründach genannt, beschreibt den Vorgang, Dächer zu bepflanzen. Vor allem in Städten dienen Gründächer dazu, das Mikroklima, das durch die dichte Besiedlung beschädigt wurde, wiederherzustellen. Dachbegrünungen helfen beim Ausgleich von Temperaturextremen, erhöhen die Luftfeuchtigkeit, vermindern Wärme-Rückstrahlungen und können Kanäle und Gewässer entlasten, indem sie Regenwasser besser speichern können und langsamer abgeben.
Auch die Städte und Gemeinden sehen diese Vorteile der Dachbegrünung. Inzwischen können Eigentümer:innen in vielen Teilen Deutschlands Förderungen für die Begrünung ihrer Dächer beantragen.
Vor- und Nachteile der Dachbegrünung
Dicht besiedelte Städte tragen zum Klimawandel bei, da sie stark in das natürliche Mikroklima eingreifen. Mit grünen Dächern kann den Auswirkungen des Klimawandels in Städten entgegengewirkt werden. Aber die positiven Effekte von Dachbegrünungen hören hier nicht auf:
- Verbesserung des Mikroklimas am Haus (Temperaturregulation innerhalb des Hauses)
- Schafft natürlichen Lebensraum und fördert somit die Artenvielfalt
- Bindung von Feinstaub in der Luft
Die Temperaturregulation, die grüne Dächer mit sich bringen, helfen im Winter, Wärme besser festzuhalten, da das Grün als Isolierung dient. Im Sommer hingegen hilft die Begrünung dabei, dass sich die Innenräume eines Hauses nicht zu stark aufheizen.
Ein Nachteil eines Gründachs ist, dass die Bepflanzung natürlich Aufwand und Kosten mit sich bringt. Wenn es lange trocken ist, muss das Grün zusätzlich bewässert werden. Um zu viel Arbeit und Pflege der Bepflanzung zu vermeiden, kann jedoch bei der Begrünung darauf geachtet werden, pflegeleichte Pflanzen zu wählen (ein extensives Gründach).
Voraussetzung für eine Dachbegrünung ist außerdem, dass die Dachkonstruktion das zusätzliche Gewicht der Pflanzen aushalten kann. Sollte bei der Installation der Drainage zudem nicht sauber gearbeitet werden, erhöht sich das Risiko von Feuchtigkeitsschäden am Haus.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Attraktive Ästhetik | Erhöhtes Risiko von Feuchtigkeitsschäden |
Dämmung im Winter | Pflege- und Kostenaufwand |
Hitzeschutz im Sommer | |
Schützt das Dach vor Witterungseinflüssen | |
Bindung von Feinstaub | |
Verbesserung des Mikroklimas | |
Förderung der Artenvielfalt | |
Entlastung der Kanalisation | |
Zusätzliche Gartenfläche |
Voraussetzung für die Begrünung von Dächern
Um zu wissen, ob sich Dächer für eine Begrünung eignen, müssen folgende Faktoren geprüft werden:
- Die statische Lastreserve,
- eine fachgerechte Abdichtung des Dachs,
- die Dachkonstruktion und
- das Dachgefälle.
Wenn beim Bau eines Hauses bereits ein Gründach geplant wird, wird dieses beim Bau berücksichtigt. Aber auch nach einem Bau ist eine Begrünung möglich. Dafür sollte jedoch immer die Statik des Dachs geprüft und sichergestellt werden, dass für eine ausreichende Entwässerung gesorgt ist und ein sicherer Zugang zum Dach besteht, um die Begrünung zu pflegen.
In den meisten Fällen konsultieren Interessent:innen hierfür Dachdecker und/oder Dienstleister:innen aus dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb. Eine professionelle Beratung lohnt sich in den meisten Fällen immer, um sicherzugehen, dass sich das Dach für eine Begrünung tatsächlich eignet.
Begrünte Dächer von extensiv bis intensiv
Bei der Dachbegrünung wird zwischen extensiver und intensiver Begrünung unterschieden. Extensive Gründächer zeichnen sich dadurch aus, dass das Dach flächendeckend bepflanzt wird. Dabei wird vor allem auf niedrig wachsende Pflanzen zurückgegriffen, die auch einen Gewichtsvorteil mit sich bringen, da sie relativ leicht sind. Solche niedrig wachsenden Pflanzen sind unter anderem Kräuter, Gräser, Moos oder verschiedene Sedumarten, eine Pflanzengattung innerhalb der Dickblattgewächse. In der Regel sind extensive Dachbegrünungen einfach in der Pflege und Bepflanzung.
Intensive Dachbegrünungen sind aufwendiger in ihrem Anbau und werden häufig auch als Dachgärten bezeichnet. Wie der Name verrät, sind solche Dachbegrünungen also auch dafür ausgelegt, aktiv von Leuten bzw. Bewohner:innen benutzt zu werden. Es werden Rasen, Sträucher, Bäume und andere Pflanzenarten oder auch Terrassen und Teiche angelegt. Dadurch sind das Gewicht und auch der Preis von intensiven Dachbegrünungen sehr viel höher als bei einfachen extensiven Begrünungen.
Ein bekanntes Beispiel für ein intensives Gründach ist hier etwa der „Copenhill“. Dabei handelt es sich um eine Müllverbrennungsanlage in Kopenhagen, auf dessen Dach ein Dachgarten samt Sommerskibahn entstanden ist.
Aufbau der Dachbegrünung
Der Aufbau einer Dachbegrünung besteht aus mehreren Schichten. Jede Schicht dient einem anderen Zweck, zum Beispiel um das Dach vor den Wurzeln oder Feuchtigkeit zu schützen.
- Wurzelfeste Folie: Pflanzenwurzeln können Schäden am Dach verursachen, daher ist eine wurzelfeste Folie unabdingbar, damit die Pflanzen nicht durch die Folie wachsen und das Dach darunter keinen Schaden nimmt. Ansonsten müsste das Dach im Anschluss aufwendig saniert werden.
- Schutzvlies: Einige Gründächer verfügen über kein Schutzvlies, da dieses lediglich als zusätzlicher Schutz der Wurzelschutzfolie dient. Vor allem bei schwereren Gründächern ist es aber empfehlenswert.
- Drainage: Zwar nehmen die Pflanzen das Regenwasser auf, es kann aber bei starken Unwettern oder langen Regenzeiten zu einem Überschuss an Wasser kommen. Hier ist eine vernünftige Drainage wichtig, damit sich keine Pfützen oder Staunässe auf dem Dach bilden können und womöglich das Risiko von Feuchtigkeitsschäden erhöht wird.
- Filtervlies: Damit die Drainage frei bleibt von dem darüberliegenden Substrat, wird ein Filtervlies verlegt. Oftmals ist das Filtervlies an der Drainage bereits angebracht, damit keine separate Installation notwendig ist.
- Substrat: Damit die Pflanzen auch genug Nährstoffe bekommen, wird Substrat eingebracht. Dieses hilft dem bepflanzten Grün dabei, Wurzeln auszubilden. Substrat dient außerdem zusätzlich als Wasserspeicher.
- Vegetationsmatte: Die Vegetationsmatte enthält in der Regel bereits verschiedene Pflanzenarten, die vorkultiviert wurden. Das Vorkultivieren verkürzt die Anzucht und das Dach sieht direkt nach Einbringen der Vegetationsmatten gepflegt aus. Hier lassen sich verschiedene Matten auswählen, ob Bienenwiese, Kräutermatten oder andere Sedum-Pflanzen.
In 9 Schritten zum Gründach: Dachbegrünungen selbst machen
Eine Dachbegrünung kann generell auch selbst angelegt werden. Inzwischen gibt es in vielen Baumärkten Komplettsets (meist ab 15m² Begrünungsfläche), die alles beinhalten, was für eine Dachbegrünung gebraucht wird. Bevor mit der Bepflanzung begonnen wird, sollten Bewohner:innen stets die Statik des Dachs und örtlichen Bauvorschriften beachten. Obendrein muss eine sichere Montagearbeit gewährleistet werden. Danach kann die Begrünung beginnen:
- Vorbereitung des Dachs: Als allererstes sollte das Dach vorbereitet werden. Das bedeutet, dass das Dach mit einem Besen o.ä. gereinigt und auf mögliche Schäden geprüft wird. Sollten undichte Flächen gefunden werden, müssen diese fachgerecht repariert werden.
- Wurzelschichtfolie: Das gesamte Dach wird nach der Reinigung und möglichen kleineren Reparaturmaßnahmen komplett mit einer Wurzelschutzfolie abgedeckt. Sollten mit der Folie mehrere Bahnen gelegt werden müssen, dann sollten diese sich ca. 50 cm überlappen und nach Möglichkeit verschweißt werden. Die Folie wird am Rand der Dachkante umgeschlagen und entsprechend beschwert, damit sie vor der Befüllung mit Kies nicht verrutscht. Erst wenn die Vegetationsmatten eingebracht wurden, sollte die Folie zugeschnitten werden.
- Dachablauf freischneiden: Nachdem das Dach komplett mit der Wurzelschichtfolie verlegt wurde, müssen Dachabläufe bzw. die Bereiche, in denen Dachabläufe installiert werden sollen, ausgeschnitten werden. Am besten wird hier mit einem Cuttermesser mit Hafenklinge gearbeitet, um die Folie nicht zu schädigen.
- Aluminiumprofile auslegen und zuschneiden: Um den äußeren Rand des Daches zu fixieren, wird mit Aluminiumprofilen und Kiesstreifen gearbeitet. Bei der Verlegung der Aluminiumprofile sollten die Schenkel nach außen zum Kies gerichtet sein. Meist werden die Profile mit integrierten Stoßverbindern miteinander verbunden. Um die Profile passend zum Dach zuzuschneiden, wird mit Metallsägen oder Blechscheren gearbeitet. Die Aluminiumprofile sollten dann mit Gewichten fixiert werden.
- Kontrollschacht einsetzen: Der Kontrollschacht wird über dem Dachablauf platziert, damit dieser jederzeit zugänglich ist. Alternativ können Dächer auch über Rinnen entwässert werden. Sollte dies der Fall sein, so werden die Aluminiumprofile entlang der Rinne angeordnet.
- Kies verteilen: Der Streifen zwischen Dachkante und Aluminiumprofil wird mit Kies ausgefüllt und sollte ca. 5 cm hoch und 50 cm breit sein. Ziel ist es, dass der Kies mit der Oberkante der Vegetationsmatte später abschließt.
- Drainageplatten auslegen: Die Drainageplatten sollten die Grünfläche komplett bedecken, damit eine vernünftige Entwässerung möglich ist und Staunässe vermieden wird.
- Substrat- und Vegetationsmatten verlegen: Auf die Drainageplatten werden die Substratmatten ausgelegt und entsprechend zugeschnitten. Darauf werden dann die Vegetationsmatten verlegt. Achtung: Diese müssen in der Regel 24 Stunden nach Anlieferung verarbeitet werden. Danach kann dann auch die Schutzfolie zurechtgeschnitten werden.
- Düngen und bewässern: Nachdem die Verlegung fertiggestellt wurde, sollten die Schichten bis zur vollständigen Sättigung bewässert werden.
Pflanzen für die Begrünung von Dächern
Bei der Begrünung von Dächern ist die Auswahl der Pflanzen abhängig davon, was für ein Gründach angelegt werden soll. Bei Extensivbegrünungen werden in der Regel
- Moose,
- Sukkulente,
- Kräuter und/oder
- Gräser
ausgesät. Der Vorteil dieser Pflanzen ist, dass sie sehr pflegeleicht sind und sich weitestgehend selbst erhalten. Diese Pflanzen eignen sich daher auch bei extremen Witterungsbedingungen, da sie robuster auf Hitzeperioden oder Frost reagieren.
Bei der Intensivbegrünung werden Gärten auf Dächern geschaffen. Daher werden ebenfalls sehr viel höhere Substratschichten gelegt, damit eine breitere Auswahl an Gräsern, Blumen, Stauden und Gehölz gepflanzt werden kann. Auch bei Intensivbegrünungen lohnt es sich dennoch, darauf zu achten, dass die ausgewählten Pflanzenarten relativ unempfindlich auf Trockenheit, Wind und/oder Frost reagieren.
Pflege von Dachbegrünungen
Die Pflege von extensiver Dachbegrünung ist in der Durchführung einfach und lediglich in den ersten Monaten nach der Bepflanzung notwendig. Am Anfang befinden sich die Sprossen noch in der Anwuchs- und Entwicklungsphase und müssen ausreichend bewässert werden.
Einmal im Jahr sollte zudem mit einem speziellen Gründachdünger gedüngt werden. Dieser wird gleichmäßig auf die gesamte Fläche ausgestreut. Anfangs sollten Bewohner:innen das Gründach zusätzlich regelmäßig auf Gräser überprüfen und diese entfernen.
Die Pflege von intensiver Dachbegrünung gleicht der Pflege eines Gartens und ist ganz von der Pflanzenart oder Rasenfläche abhängig, die angelegt wurde. Oft handelt es sich hierbei um größere Flächen, bei denen dann auf professionelle Diensleister:innen zurückgegriffen wird.
Kosten der Begrünung von Dächern
Die Kosten, um ein Dach in ein Gründach umzuwandeln, variieren stark. Intensive Begrünungen sind teurer als extensive. Wenn Bewohner:innen selbst ein extensives Gründach anlegen, sollte mit 25 – 50 €/m² gerechnet werden. Intensive Begrünungen liegen oft bei 50 – 100 €/m².
Wird mit professionellen Services gearbeitet, um die Bepflanzung durchzuführen, kommen die Kosten der Dienstleister:innen noch hinzu. Hier können sich Bewohner:innen verschiedene Angebote einholen. Wichtig ist es, auf qualitativ hochwertige Anbieter:innen zu achten.
Förderungen für Gründächer
Gründächer sind nicht nur für Bewohner:innen vorteilhaft, sondern auch für das gesamte Stadtklima und die Umwelt. Daher gibt es inzwischen in manchen Regionen Förderungsmittel, die beantragt werden können. Neben Zuschüssen von 10 bis 20 €/m² oder Übernahme eines prozentualen Anteils der Kosten, können Förderprogramme wie „Wohnraum modernisieren“ genutzt werden, um den eigenen Kostenaufwand zu senken.
Für Bewohner:innen lohnt es sich also, vor dem Bepflanzen des Dachs zu recherchieren, ob es finanzielle Förderungsmittel in der entsprechenden Kommune gibt.
Fazit
Gründacher gewinnen zu Recht immer mehr an Beliebtheit. Sie sind gut für die Umwelt, dadurch, dass sie Artenvielfalt fördern und das Mikroklima verbessern. Die grünen Dächer können außerdem entlastend auf die Geldbeutel von Bewohner:innen wirken, da sie im Sommer als Hitzeschutz und im Winter als Wärmedämmung dienen. Dadurch können Bewohner:innen Heizkosten oder auch Energiekosten sparen, falls Klimaanlagen benutzt werden. Städte profitieren zudem nicht nur durch eine Verbesserung des Mikroklimas von den grünen Dächern, sondern auch, weil diese das Stadtbild erheblich verschönern.
FAQs
Nein. Ein Dach muss einige Voraussetzungen erfüllen, um begrünt werden zu können. Faktoren wie die statische Lastreserve, eine fachgerechte Abdichtung des Dachs, die Dachkonstruktion und das Dachgefälle müssen für eine Begrünung überprüft werden.
Wenn Bewohner:innen selbst aktiv werden, kann für eine extensive Begrünung mit 25 – 50 €/m² gerechnet werden. Intensive Begrünungen liegen hingegen durchschnittlich bei 50 – 100 €/m². In vielen Regionen Deutschlands können Bewohner:innen zur Begrünung ihres Dachs inzwischen Förderung beantragen, um so die Kosten etwas zu senken. Daher sollten Interessent:innen vorher unbedingt recherchieren, was es für Förderungsmittel in ihrer Region gibt.
Dachbegrünungen sehen nicht nur schön aus, sondern sind auch gut für die Umwelt. Sie erschaffen Lebensraum für Tiere und können so die Artenvielfalt fördern. Zudem verbessern sie in Städten das Mikroklima. Da das Grün auf dem Dach auch Wärmedämmung im Winter ist, können Heizkosten damit gesenkt werden.